Wie neue Leader in der Medizintechnik Krisensituationen managen
Blackout. Krieg in Europa. Die Nachbeben der Pandemie. Einige Krisen sind akut, andere noch ein gedachtes Horrorszenario. In den letzten Jahren ist ein stärkeres Bewusstsein für Bedrohungen entstanden, die die Sicherheit und Versorgung der Bevölkerung gefährden. Sorge bereitet vor allem ein möglicher Zusammenbruch wichtiger Lieferketten, bei denen es um Menschenleben geht.
Erstens kommt es anders und zweitens anders als man denkt und plant. Ein Black Swan-Ereignis, selten und unvorhersehbar, die größtmögliche Krise, kommt im großen „Teich“ der Möglichkeiten wie ein Unglücksvogel daher. Man kennt ihn nicht und weiß kaum etwas über sein Artverhalten. Es gibt kein Lehrbuch über ihn. Und doch ist er im Verhalten kalkulierbarer, wenn man sich auf sein Erscheinen gut vorbereitet.
Black Swan als Weckruf
„Man kann einen Black Swan nicht verhindern, aber durch Prävention abmildern“
Michaela Bender, Business Manager Healthcare
Die Medizintechnik Made in Germany ist weltweit führend im Export. Sie ist forschungsorientiert und innovativ, die produzierende Gesundheitsindustrie insgesamt wächst und floriert. Weltumspannende Krisen und unvorhergesehene Ereignisse, wie sie in den letzten Jahren vorkamen und von denen einige noch nicht ausgestanden sind, kannte man bisher nicht in einer solchen Tragweite.
Empfindlich wurde die lange vertraute Planungssicherheit torpediert. Ein Weckruf, wie jetzt zu bemerken ist. Denn um genau solche unangekündigten Krisensituationen und deren breite Sondereffekte in Zukunft gezielter akut managen zu können, bauen Medtech-Unternehmen in Deutschland präventive Krisenstäbe auf oder erweitern bestehende mit erfahrenen Krisenmanager:innen.
Unternehmensrelevanter Krisenkompass
Jede Krisensituation ist eine ernsthafte Bewährungsprobe. Gebraucht wird ein gut organisiertes Krisenmanagement, um schnell auf Probleme reagieren zu können. Diese schlagkräftigen Teams orientieren sich an einem unternehmensrelevanten Krisenkompass; erfolgsentscheidend ist hierbei das Wissen über die Aspekte, den Verlauf und schließlich die mögliche Dynamik einer Krise.
Bekannter sind wesensähnliche Strategien aus dem militärischen Bereich; an die Bedürfnisse von zivilen Industrieunternehmen angepasst, kommen diese nun auch in den systemrelevanten Branchen immer mehr zur Anwendung. Festzuhalten gilt, es geht um Prävention. Tritt ein Black Swan-Ereignis auf, sind Unternehmen mit einem eigenen ständigen Krisenstab besser vorbereitet und können früher entsprechende Maßnahmen einleiten. Kurz: aktives Handeln, statt Chaos durch zu spätes Reagieren oder – im schlimmsten Fall – passives Lavieren mit enormen finanziellen Verlusten.
Krisenfeste Leader in unsicheren Zeiten
Heute und in der Zukunft brauchen Medtech-Akteure, die weitaus stärker als andere Branchen von stabilen Lieferketten abhängig sind und dafür Verantwortung gegenüber dem Staat und der Bevölkerung tragen, pragmatische Persönlichkeiten, die unter hohem Druck und temporären Spitzenbelastungen entscheiden können, und dies auch tun. Sprich, krisenfeste Leader, auch unterhalb der Vorstandsebene, die im Ernstfall Ressourcen im Unternehmen erkennen, schnell mobilisieren und hinter sich bringen können.
Wenn kein Krisenstab, dann doch kompetente Expert:innen, die als führende Köpfe mutig durch einen akuten Ernstfall führen und die organisatorischen Abläufe im Betrieb so weit wie möglich stabil halten. Bisher waren Krisenstäbe in den wenigsten Fällen dauerhaft mit dieser Aufgabe betraut, was sich aber gerade ändert, indem Unternehmen größere Ressourcen für die Prävention einplanen. Dass erfolgreiches Krisenmanagement auch die Mitarbeiter:innenbindung und die Marke an sich stärkt, sei hier nur am Rande erwähnt.
Aufbau von diversen Teams
Ein klassisches Anforderungsprofil für solche krisenfesten Leader in der Medizintechnik gibt es nicht. Es braucht viel Erfahrung, beste diagnostische Tools und insbesondere eine tiefe Branchenkenntnis, um die für diese Aufgabe passenden Persönlichkeiten zu gewinnen. HAGER kennt die Schlüsselkompetenzen und Referenzen, die notwendig sind, sehr genau. Wer sich etwa in einer für das Unternehmen bedrohlichen Krise in einem „War Room“ verschanzt, einem tatsächlichen oder gedanklichen Raum, ist nicht der Richtige. Denn: Kommunikation ist das wichtigste Werkzeug für eine wirksame interne und externe Schadensbegrenzung in der Krise, weiß die Erfahrung. Zuvorderst ist dies die Kommunikation im Krisenstab selbst, dem neben CEO, CFO, CIO (all genders) auch der oder die Produktionsleiter:in und die Verantwortlichen für Einkauf, Lieferketten und Logistik angehören sollten.
Zudem ist eine Fachkraft mit ausgewiesener Expertise in der Krisenkommunikation essentiell wichtig. Krisenmanager:innen müssen dieses Team und die Aufgaben orchestrieren, im Lagezentrum Sachverhalte vollumfänglich und zielgruppengerecht darstellen. Ferner sind sie fähig, Probleme auch außerhalb des eigenen Kompetenzbereichs – bei aller Regelkonformität und kritischer Grundhaltung – zu lösen. HAGER empfiehlt hier ausdrücklich diverse Teams, denn es hat sich gezeigt, dass Frauen in echten Krisen oft die ruhigere Hand besitzen und besonnener handeln.
Bedarf wächst
Der Bedarf an arbeitsalltäglich tätigen Krisenmanager:innen steigt spürbar. Unsichere Zeiten erfordern eine sichere Prävention. Denn neue Krisen kommen. Garantiert. Es fragt sich nur, wann.
Krisenstäbe hatten bislang das Ansehen einer rein staatlichen Rund-um-die-Uhr-Katastrophenmaßnahme. Nun aber sollte jedes Medtech-Unternehmen vor dem Hintergrund einer Welt im Multikrisenmodus auf Basis einer Risikoanalyse sein Potenzial und die Ressourcen für eine erforderliche Krisenstabsarbeit autonom und rechtzeitig prüfen – und die richtigen Schlüsse für die Personalauswahl ziehen.
„Es gibt kein klassisches Anforderungsprofil für Krisenmanager:innen, aber Schlüsselkompetenzen wie Mut, Verantwortungsbewusstsein und schnelles Entscheiden unter hohem Druck.“
Dr. Markus Neumann, Business Unit Manager Lifesciences & Healthcare
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