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Frederik Luz: „Führungskräfte in KMUs müssen oft mehrere Rollen übernehmen“

02/12/2024

Erstklassige Führungskräfte sind wichtig, damit kleinere und mittlere Unternehmen gegen die Großmächte im Logistikmarkt bestehen können. Doch der Personalwettstreit mit den Dickschiffen ist schwer. Zudem brauchen gerade Mittelständler einen besonderen Typus an Führungskraft, erklärt Frederik Luz, Business Unit Manager Logistics bei HAGER Executive Consulting, im Interview: einen Mix aus Strategen mit Weitblick, viel Daten-Know-how, aber auch Hands-on-Mentalität, hoher Resilienz und einem gehörigen Schuss an Empathie, Begeisterungsfähigkeit, Lernbereitschaft und Gestaltungswillen.

Die deutsche Logistikbranche befindet sich an einem Scheideweg, an dem Großunternehmen zunehmend kleinere Akteure verdrängen, während KMUs unter finanziellen Engpässen leiden. 

Interview

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell bei der Rekrutierung von Führungspersönlichkeiten, die KMUs helfen können, in diesem Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben?

Für KMUs in der Logistikbranche ist es eine zentrale Herausforderung, die richtigen Führungspersönlichkeiten zu finden. Solche Führungskräfte müssen nicht nur ein tiefes Verständnis der branchenspezifischen Anforderungen mitbringen, sondern auch übergreifende Kompetenzen vereinen: Sie sollten technologische Innovationen wie Automatisierung und Datenanalyse verstehen, gleichzeitig aber auch wirtschaftliches Denken und nachhaltige Strategien fördern.

Der Wettbewerb um Talente ist jedoch hart. Während große Unternehmen mit attraktiven Gehaltspaketen, umfangreichen Zusatzleistungen und klaren Karrieremöglichkeiten locken, können KMUs oft nur eingeschränkte Mittel bieten. Für kleinere Unternehmen bedeutet das, dass sie gezielt die Vorteile hervorheben müssen, die sie bieten können, etwa flache Hierarchien, direkte Entscheidungswege und die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewirken.

Zusätzlich kommt hinzu, dass Führungskräfte in KMUs oft mehrere Rollen übernehmen müssen. Sie werden nicht nur strategisch tätig, sondern auch operativ und sind dabei gefordert, mit engen Budgets kreativ zu wirtschaften. Es braucht daher eine besondere Art von Manager, der bereit ist, sich in diesem dynamischen Umfeld flexibel und hands-on zu bewegen.

Automatisierung und Digitalisierung sind zentrale Treiber der Logistiktransformation, doch vielen KMUs fehlt es an den nötigen Ressourcen. Welche Qualifikationen sollten Manager und Fachkräfte mitbringen, um diese technologischen Veränderungen auch mit begrenzten Mitteln voranzutreiben?

Die Logistikbranche steht vor einem grundlegenden Wandel, und Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle dabei, technologische Neuerungen erfolgreich zu integrieren. Sie sollten nicht nur technische Fähigkeiten mitbringen, sondern vor allem auch strategisches und innovatives Denken. Ein Manager, der technologische Veränderungen vorantreiben soll, muss verstehen, wie digitale Lösungen – von Automatisierung bis hin zu KI-gestützter Datenanalyse – in die bestehende Infrastruktur integriert werden können.

Zudem ist die Fähigkeit, aus Daten die richtigen Schlüsse zu ziehen, ein entscheidender Erfolgsfaktor. Doch Technologie allein reicht nicht. Führungskräfte müssen ihr Team für Veränderungen begeistern und sie durch mögliche Unsicherheiten führen können. Change Management und klare Kommunikation sind daher mindestens genauso wichtig wie technisches Know-how.

Darüber hinaus ist Lernbereitschaft essenziell: Wer nicht kontinuierlich bereit ist, sich auf neue Entwicklungen einzulassen, bleibt schnell hinter der Konkurrenz zurück. Persönliche Eigenschaften wie Resilienz, Pragmatismus und die Fähigkeit, auch unter Druck ruhige und überlegte Entscheidungen zu treffen, runden das Anforderungsprofil ab.

Darüber hinaus sind Innovation und Agilität entscheidend, um den Anschluss in einer Branche zu halten, die sich rasant entwickelt.
Wie erkennen Sie Persönlichkeiten, die in der Lage sind, ein Unternehmen innovativ und flexibel durch transformative Prozesse zu führen?

Die Fähigkeit, ein Unternehmen innovativ und agil zu leiten, ist eine Kunst, die nur wenige Führungskräfte wirklich beherrschen. Solche Persönlichkeiten zeichnen sich durch visionäres Denken aus – sie haben nicht nur eine klare Vorstellung davon, wohin sich das Unternehmen entwickeln soll, sondern auch die Fähigkeit, andere für diese Vision zu begeistern.

Doch Vision allein genügt nicht. Es braucht die Bereitschaft, Bestehendes kritisch zu hinterfragen und mutige Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört, Innovationen nicht nur zu fördern, sondern auch gezielt Risiken einzugehen und Fehler als Lernchancen zu nutzen. Führungskräfte, die ein agiles Umfeld schaffen, geben ihrem Team nicht nur die Freiheit, kreativ zu sein, sondern unterstützen sie aktiv dabei, Hindernisse zu überwinden.

Auch emotionale Intelligenz spielt eine wichtige Rolle: Empathie, Verständnis und der Aufbau von Vertrauen innerhalb des Teams sind unerlässlich, um in turbulenten Zeiten zusammenzuhalten. Diese Mischung aus strategischem Weitblick und zwischenmenschlichem Geschick macht Führungspersönlichkeiten zu echten Treibern von Wandel und Fortschritt.

Gleichzeitig ist Resilienz in Zeiten globaler Unsicherheiten ein unverzichtbarer Faktor für die Logistikbranche. Was zeichnet Führungskräfte aus, die nicht nur kurzfristige Herausforderungen meistern, sondern auch langfristig eine widerstandsfähige Organisation aufbauen?

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten für plötzliche Störungen sind – sei es durch Pandemien, geopolitische Konflikte oder Naturkatastrophen. Führungskräfte in der Logistik stehen daher vor der Herausforderung, nicht nur auf aktuelle Krisen zu reagieren, sondern ihre Unternehmen auch langfristig widerstandsfähig aufzustellen.

Resilienz bedeutet dabei weit mehr als nur Krisenmanagement. Es geht darum, vorausschauend zu planen, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und Strategien zu entwickeln, die das Unternehmen robust machen. Technologische Kompetenz ist hierbei ein wichtiger Baustein: Digitale Tools und datenbasierte Entscheidungen helfen, Prozesse effizienter und flexibler zu gestalten.

Gleichzeitig dürfen nachhaltige Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Unternehmen, die ökologische und soziale Verantwortung in ihre Strategien integrieren, schaffen nicht nur einen Wettbewerbsvorteil, sondern bauen auch Vertrauen bei Kunden und Partnern auf. Erfolgreiche Führungspersönlichkeiten kombinieren diese Fähigkeiten mit einer klaren Vision und der Fähigkeit, ihr Team für den gemeinsamen Weg zu begeistern.

Nachhaltigkeit ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine strategische Herausforderung, die zunehmend den Erfolg eines Unternehmens beeinflusst. Welche Art von Führungspersönlichkeiten sind notwendig, um nachhaltige Praktiken effektiv zu implementieren und gleichzeitig wirtschaftliche Ziele zu erreichen?

Nachhaltigkeit ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor in der Logistikbranche. Führungskräfte, die in diesem Bereich wirklich etwas bewegen wollen, müssen nicht nur wirtschaftliche Ziele im Blick haben, sondern auch die Bereitschaft zeigen, neue Wege zu gehen.

Innovative Lösungen wie emissionsarme Transportmittel oder energieeffiziente Lagertechnologien erfordern nicht nur technisches Wissen, sondern auch die Fähigkeit, diese Neuerungen wirtschaftlich sinnvoll zu integrieren. Es gilt, Mitarbeiter und Partner gleichermaßen für diese Ideen zu gewinnen und gemeinsam an einer nachhaltigeren Zukunft zu arbeiten.

Doch Nachhaltigkeit erfordert auch langfristiges Denken. Es reicht nicht aus, kurzfristige Erfolge zu erzielen – eine echte Transformation braucht Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft, immer wieder zu überprüfen, ob der eingeschlagene Kurs noch der richtige ist. Führungskräfte, die diese Werte verkörpern, können nicht nur ihr eigenes Unternehmen stärken, sondern die gesamte Branche voranbringen.

Um schließlich ein Gleichgewicht zwischen den großen Playern und KMUs in der Logistikbranche zu schaffen, bedarf es einer breiten Perspektive. Wie sollten Führungskräfte aufgestellt sein, um ein Gleichgewicht zu fördern, das Vielfalt und Innovationskraft in der Branche unterstützt?

Die Logistikbranche wird zunehmend von großen Playern wie Kühne+Nagel und DHL dominiert. Doch um eine gesunde Wettbewerbslandschaft zu erhalten, müssen auch KMUs eine Chance haben, zu wachsen und zu innovieren. Führungskräfte, die dieses Gleichgewicht fördern wollen, brauchen ein feines Gespür für die Bedürfnisse beider Seiten.

Sie sollten nicht nur technologischen Fortschritt vorantreiben, sondern auch Möglichkeiten schaffen, wie kleinere Unternehmen von den Ressourcen und dem Know-how der Großen profitieren können. Dazu gehört, Kooperationen zu fördern, die auf gegenseitigem Respekt und Nutzen basieren.

Eine starke Kommunikationsfähigkeit ist hier unerlässlich: Nur wer alle Beteiligten an einen Tisch bringt und einen offenen Dialog ermöglicht, kann wirklich Brücken schlagen. Mit strategischem Weitblick und einer inklusiven Denkweise können Führungspersönlichkeiten ein Umfeld schaffen, in dem Unternehmen jeder Größe erfolgreich koexistieren und voneinander profitieren.

Vita Frederik Luz

Frederik Luz blickt auf renommierte Karrierestationen bei weltweit führenden Anbietern von globalen Logistikdienstleistungen und digitalen Innovationstreibern der Logistikbranche zurück. Er hat als Geschäftsführer international zahlreiche Logistikstandorte aufgebaut. Sein Erfolg hing aus seiner Sicht immer eng mit seinem guten Gespür für die richtige Auswahl der passenden Fach- und Führungskräfte zusammen, die mit ihm die Herausforderungen hervorragend gemanagt haben. 

Zuletzt war er Geschäftsführer der Express Air Systems GmbH, einer der führenden Anbieter von Express-Luftfracht und ein Joint-Venture von DB Schenker und Kühne & Nagel.

Quellenhinweis: Das Originalwerk kann hier entnommen werden https://www.logistik-express.com/fuehrungskraefte-in-kmus-muessen-oft-mehrere-rollen-uebernehmen/

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